Eckhard Scholz besucht den Andersraum

Der OB-Kandidat informiert sich über Lebenswelten von LSBTI

OB-Kandidat Eckhard Scholz mit Corinna Weiler und Michael Schröder vom Andersraum sowie Sven Alexander van der Wardt von der LSU (v.l.n.r.) - Foto: LSU
OB-Kandidat Eckhard Scholz mit Corinna Weiler und Michael Schröder vom Andersraum sowie Sven Alexander van der Wardt von der LSU (v.l.n.r.) - Foto: LSU
Der hannoversche CDU-Oberbürgermeisterkandidat Eckhard Scholz zeigte sich überrascht, als Corinna Weiler und Michael Schröder ihm die heutige Situation von Homosexuellen schilderten. „Ich habe das Thema unterschätzt, das habe ich nicht erwartet“, sagte der parteilose Kandidat, der von der CDU unterstützt wird.

Mitte August besuchte Scholz gemeinsam mit seiner Frau Cornelia den Andersraum, das „queere Zentrum“ in Hannovers Nordstadt. Dort informierte er sich auf Einladung der LSU über die Arbeit des Vereins aber auch über den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Er fragte, ob es denn noch Ablehnung und Zwischenfälle gebe, womöglich vor allem im Spannungsfeld rund um Migration?

Projektkoordinatorin Corinna Weiler stellte dar, dass „queere Menschen“ mit Migrationshintergrund noch deutlich mehr mit Diskriminierung zu tun hätten. Aber auch für die bundesdeutsche Durchschnittsbevölkerung sei Homosexualität immer noch ein Thema, das Ressentiments schürt. So habe ein Drittel der Befragten der sogenannten Mitte-Studie angegeben, Vorbehalte gegenüber Homosexuellen zu haben. In einer anderen Studie gab rund die Hälfte der befragten Schüler an, in der Schule aufgrund der sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität beleidigt worden zu sein. Tritt ein homosexuelles Paar in der Öffentlichkeit als solches erkennbar auf, gebe es Blicke und Kommentare – oder man müsse zumindest immer darauf gefasst sein, dass etwas passieren könnte, erklärte Corinna Weiler. Das lesbische Paar wird zum Dreier eingeladen, das schwule Paar wird ausgelacht oder bedroht. Bei transidenten Menschen gebe es noch massivere Reaktionen.

Diese unangenehmen Erfahrungen haben auch negative Konsequenzen, wie Studien immer wieder belegen. Diskriminierung und Mobbing wirkt sich negativ auf die Bildungs- und Erwerbsbiografie aus. Außerdem haben trans- und homosexuelle Jugendliche eine zwei- bis vierfach höhere Suizidalität als ihre heterosexuellen Altersgenossen.

Bekenntnis zur toleranten Gesellschaft

Was können da Menschen tun, die in der Öffentlichkeit stehen, fragt OB-Kandidat Eckhard Scholz. Wer an der Spitze des Rathauses steht, könne „klar zeigen, dass er oder sie hinter uns steht. Sich zu uns bekennen, beim CSD sprechen und das mit Selbstverständlichkeit tun“, sagt Corinna Weiler. Und wenn in einem Ausschuss des Rates aus einer bestimmten Fraktion wieder diffamierende Aussagen kämen, dann könnte die Stadtspitze sich klar dagegenstellen. Scholz machte klar, wo im politischen Diskurs eine Grenze für ihn überschritten wird: Wenn es zu Diskriminierung oder gar Gewalt kommt.

Von der CDU wünscht sich das Andersraum-Team, dass sie auch weiterhin – auch finanziell – an ihrer Seite steht. Im Rat der Landeshauptstadt hat sich die CDU für die Einrichtung des „queeren Jugendzentrums“ eingesetzt. Am Sonntag, den 25. August wird das „QueerUnity“ eröffnet. Für die Einrichtung hat der Andersraum als Träger zahlreiche Spenden erhalten, unter anderem von Ikea. Ansonsten läuft das Angebot für trans- und homosexuelle Jugendliche aber mit einer Minimalfinanzierung. Mit der aktuelllen 20-Stunden-Stelle könne aktuell der „absolute Minimalbedarf“ gedeckt werde. Ein professionelles Beratungsangebot von einer Therapeutin werde zur Zeit aber rein ehrenamtlich gestemmt. Für die Zukunft gibt es hier also noch Bedarf.

Die Finanzierung steht – auch mit der CDU

Eckhard Scholz bekannte sich zu der (finanziellen) Unterstützung des Andersraums. Die Förderung werde nicht zurückgedreht, nur weil ein CDU-Kandidat ins Rathaus einziehe. Gleichwohl müsse der nächste Oberbürgermeister – egal welcher Partei – in Zukunft mit sehr viel weniger öffentlichen Geldern auskommen, gab Scholz zu bedenken. Hannover habe zwar einen ausgeglichenen Haushalt. Trotz bislang enormer Gewerbesteuereinnahmen seien aber Schulen und Straßen nicht saniert, die Verwaltung nicht digitalisiert. Der Oberbürgermeister müsse in den nächsten Jahren gemeinsam mit Verwaltung und Rat überlegen, wie Hannover mit weniger Geld auskommen kann. Dabei müsse dann auch das eine oder andere geförderte Projekt diskutiert werden. Der Andersraum habe aber natürlich ein Alleinstellungsmerkmal, gab Corinna Weiler zu bedenken. Wenn es um „queere“ Themen geht, dann gibt es nur das eine Angebot. Bleibt es also bei der Förderung für den Andersraum? Ja, sagte Eckhard Scholz, dabei bleibt‘s.

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