Eckhard Scholz (Ecki genannt) tritt am 27. Oktober für die CDU als Kandidat für das Oberbürgermeisteramt in der Landeshauptstadt Hannover an. In den vergangenen Wochen hatte die LSU häufig die Gelegenheit, sich mit dem früheren Vorstandsvorsitzenden von Volkswagen Nutzfahrzeuge auszutauschen. Der parteilose Kandidat überzeugt durch seine Unabhängigkeit und seine klare Haltung.
LSU: Lieber Ecki Scholz, 2018 hat die Landeshauptstadt Hannover den Max Spohr Preis des Völklinger Kreises erhalten. Ausgezeichnet wurde die Stadt unter anderem für ihre personell besonders gut ausgestattete Abteilung „18.LS“. Behalten Sie das so bei?
Ecki Scholz: Ja, ohne Einschränkungen. Ich unterstütze dieses Engagement ausdrücklich.
Als Vorstandsvorsitzender von VWN standen Sie an der Spitze eines großen Unternehmens, das sich Diversity Management auf die Fahne geschrieben hat. Welche Bedeutung hat die Wertschätzung von Vielfalt Ihrer Meinung nach für einen Wirtschaftsstandort?
Wenn ein großes, international tätiges Unternehmen mit ganz unterschiedlichen internen und externen Stakeholdern bestimmte Menschen benachteiligt oder gar ausschließt, wird es dieses Unternehmen nicht mehr lange geben. Der Ruf leidet erheblich, die Personalgewinnung wird sehr schwierig, die Einsatzbereitschaft der Belegschaft sinkt. Gleiches gilt in einer globalisierten Welt für ganze Wirtschaftsstandorte. Das ist die ökonomische Perspektive. Wichtiger ist mir allerdings die soziologische Perspektive: Im Kampf gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit haben insbesondere große Unternehmen und Behörden eine wichtige Vorbildfunktion.
Sie haben Auslandserfahrung. Welche Eindrücke bringen Sie da mit in die Stadtverwaltung und die Stadtgesellschaft, was den Umgang mit unterschiedlichen Nationalitäten, Wertvorstellungen, Orientierungen betrifft?
Auch wenn das Arbeitsumfeld zum Beispiel bei Škoda in Prag sehr international gewesen ist, war es für meine Frau und mich eine sehr prägende Erfahrung, für fünf Jahre selbst einmal Ausländer gewesen zu sein. Das schärft den Blick für die Probleme, die Ausländer möglicherweise hier in Deutschland haben. Ich habe gelernt, mich auf die Gegebenheiten einzulassen und das Verhalten der Menschen um mich herum zu antizipieren. Man hat uns überall gut behandelt, weil wir uns angepasst haben. So würde ich es auch als Oberbürgermeister halten: Wer zu uns kommt und nach unseren freiheitlich-demokratischen Regeln handelt, wird in mir einen großen Förderer finden.
Einer Ihrer Mitbewerber möchte Hannover zur „Gay City“ des Nordens machen – und denkt dabei an Regenbogenzebrastreifen und schwule Ampelmännchen. Was wäre da ihr Ansatz, um Hannover LSBTI-freundlicher zu machen?
Ich halte wenig von Symbolpolitik. Entscheidend ist, dass wir Vielfalt wirklich leben und allen Menschen den gleichen Respekt entgegenbringen. Das funktioniert am besten, indem man im ständigen Dialog steht, Probleme offen diskutiert und gemeinsam an Lösungen arbeitet. Der LSBTI-Community werde ich immer zuhören, und sie wird in mir einen politischen Unterstützer finden, der ihre unveräußerlichen Rechte schützt. Ich bin jederzeit bereit, dort zu helfen, wo Hilfe erwünscht oder erforderlich ist.
Im queeren Jugendzentrum haben Sie gehört, dass Schutzräume für Homosexuelle doch noch notwendig sind. Was tun Sie als Oberbürgermeister dafür, dass sich in Hannover niemand verstecken und niemand nachts Angst haben muss?
Es stimmt mich nachdenklich, dass wir im Jahr 2019 noch immer derartige Schutzräume benötigen. Selbstverständlich werde ich als Oberbürgermeister alle Initiativen finanziell und ideell unterstützen, die Homosexuellen Schutz bieten. Unser gemeinsames Ziel muss es aber sein, dass in unserer Stadt niemand Angst vor Verfolgung und Gewalt haben muss. Ich möchte daher zum einen die bestehenden Aufklärungsmaßnahmen der Stadt fortsetzen, zum anderen aber mehr Engagement im Bereich der öffentlichen Sicherheit zeigen. Das Sicherheitsgefühl der Menschen in Hannover ist stark beeinträchtigt. Ich beabsichtige daher, die Stellen im kommunalen Ordnungsdienst zu verdoppeln und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Stadtteilen einzusetzen – auch und gerade zu vorgerückter Stunde.