Bist du für mich oder gegen mich?

Der Regenbogen als Kampfplatz der Genderdebatte

Die Debatten zum Thema „Geschlecht“, sowie zur Reform des Transsexuellen Gesetzes, ist völlig aus dem Ruder gelaufen. Jedes Maß an Vernunft, Anstand und gegenseitigem Respekt ist verloren gegangen. Viele Fragen werden gestellt, und bei nicht wenigen wird ein Bekenntnis über die vermeintlich richtige Meinung erwartet und vereinzelt gefordert. „Ist für dich Tessa Ganserer eine Frau oder nicht?“, ist beispielsweise einer dieser Fragen und es ist davon auszugehen, dass jede Antwort die Falsche sein kann. Eine sachliche Auseinandersetzung scheint derzeit nicht möglich und das Gegenseitige Nicht-Verstehen, ist die derzeitige Erkenntnis aus der Gemengelage.

Offensichtlich gibt es nur noch zwei Gruppen zu allen Themen, die derzeit den Regenbogen beschäftigen: TERF vs. TRAs / Pro oder Kontra Queer / Für das Selbstbestimmungsgesetz oder dagegen / Weltfrauentag oder FLINTA-Tag und so weiter. Der Regenbogen hat sich nicht nur verfärbt, er hat sich zunehmend in ein Tollhaus verwandelt. Die verschiedenen Farben könnten die Themen symbolisieren und der Bogen ist der Kampfplatz dafür. Längst haben sich Gruppen gebildet, die sich aktiv für eine Seite einsetzen und deren Agenda durchsetzen wollen. Schwule und Lesben fangen an, Queer vehement abzulehnen und bilden und organisieren sich neu. Für viele ist das nicht nachzuvollziehen und haben dafür kein Verständnis. Es würde sich für niemanden etwas ändern. Die jeweiligen Lager sind vollkommen unabhängig vom sozialen oder politischen Background. Die sexuelle Orientierung oder das Geschlecht ist zudem irrelevant. Es finden die zusammen, die „Bubble“-konform sind.
Die Konfliktlinien in der Welt des Regenbogens und außerhalb nehmen kontinuierlich zu, und längst haben die Mainstreammedien das Thema für sich entdeckt und berichten darüber. In dem Moment, wenn ein Artikel veröffentlicht wird, melden sich sofort Befürworter:innen und Gegner:innen und stufen diesen Artikel bspw. in Trans- oder Frauenfeindlichkeit ein. Ein Dazwischen scheint es nicht zu geben, und die Feindbilder werden gepflegt. Im Sturm der Debatte befindet sich bspw. Alice Schwarzer, Georgine Kellermann, Tessa Ganserer und Sven Lehmann, seit dieser Queer-Beauftragter ist.

Weiterhin werden neue Begriffe kreiert. In diesen Tagen ist bspw. von „CIS-Schwulen“ und „Gender-Queeren“ zu lesen. Die Thematik ist für viele nicht mehr zu verstehen und nachzuvollziehen, und längst hat sich eine eigene Dynamik gebildet. Viele sind der Meinung, dass Twitter irrelevant ist. Der Autor ist anderer Ansicht und vertritt die Meinung, dass Twitter das meinungsprägende Medium ist und nicht wenig davon die reale Welt erreicht hat. Als Beispiel sei das Wort TERF genannt. Eine Abkürzung, die in Twitter geboren wurde und nun weltweit in den Medien zu lesen ist und selbst von Politiker:innen benutzt wird.
Vor Monaten erlebten wir den Beginn dieser Debatte, nun sind wir mittendrin, und wenn der Referentenentwurf zum Selbstbestimmungsgesetz der Ampelkoalition veröffentlicht wird, dann ist der Höhepunkt erreicht. Das Ergebnis wird Verlierer:innen zurücklassen, die dann um so mehr dagegen kämpfen werden. Anders ausgedrückt, das Ergebnis hinterlässt verbrannte Erde und die Spaltung ist vollzogen zum Nachteil aller.

Alles dreht sich scheinbar um die Frage: Sind Transfrauen auch Frauen?. Den Konflikt auf diese Frage zu reduzieren wäre aber zu einfach, denn längst geht es um mehr. Wie sieht in Zukunft das Geschlecht aus und wie wird es definiert? Sollten sich LGB von Queer und Sternchen trennen oder ist eine gemeinsame Zukunft möglich? Wie sieht die Reform des TSG  (Transsexuellen Gesetz) aus. Ist das Selbstbestimmungsgesetz der richtige Weg?

Nachfolgend eine Auswahl an Themen, über die derzeit heftig gestritten wird:

Das Geschlecht: Ist es ausschließlich biologisch, eine Identität oder gar ein soziales Konstrukt? CIS entwickelt sich mehr und mehr zum Unwort für alle Genderkritiker. CIS galt zunächst als Erklärungswort im Zusammenhang mit der Definition von Trans. Es hat sich dahingehend entwickelt, dass alle als CIS gelten, bei denen die Identität mit den körperlichen Merkmalen übereinstimmt. Genderkritiker:innen lehnen die Bezeichnung als CIS für sich selbst ab. Sie argumentieren, dass sie keine Identität sind. Sie wurden als Mann oder Frau geboren. Das Geschlecht wurde nicht zugewiesen, sondern aufgrund biologischen Merkmalen festgestellt. Vereinfacht ausgedrückt entbrennt die Frage daran, was das Geschlecht ist - biologisch oder eine Identität komplett unabhängig von der Biologie? Die Theorie, dass Geschlechter nichts anderes als soziale Konstrukte sind, gibt es schon länger. Angeheizt wird die Stimmung dadurch, dass nur eine Definition gelten soll, das Biologische oder die Identität. Es ist scheinbar nicht möglich, beides anzuerkennen. Kritiker:innen führen weiter an, dass durch die Logik des Identitätsgeschlechts auch die Homosexualität umgedeutet wird und stören sich massiv daran, dass die Geschlechtsdefinition geändert wird. Stereotypen würden forciert und werden nicht abgebaut. Für weitere Wut sorgt der Umstand, dass vermeintlich jede Diskussion zum Schweigen gebracht werden soll.

LGB vs. Queer. „GayNotQueer“ liest man immer öfters in den sozialen Netzwerken. Viele Fragen sich, was es damit auf sich hat. Darauf aufbauend, was nun als Geschlecht gilt, ist der Streit zwischen den Anhängern des biologischen Geschlechts und Anhängern des Identitätsgeschlechts entbrannt. Schwule und Lesben vertreten ihre Ansicht, dass es sich bei Homosexualität um eine sexuelle Orientierung handelt. Deren Grundlage ist das biologische Geschlecht, nicht ein Identitätsgeschlecht und erst recht nicht die Definition nach Queer Gender**. Sie machen Queer und deren Organisationen Vorwürfe, dass sie das Identitätsgeschlecht forcieren und vertreten. Durch dieses Handeln hätten sie jedes Recht dazu verwirkt, LGB zu vertreten, und daher wäre es wichtig, sich neu zu organisieren. Befürworter kontern, dass sich für LGB nichts ändert. Es gehe jetzt darum, für die Rechte von Trans- und Queeren Menschen zu kämpfen. LGB antwortet darauf, dass das nicht das Problem sei, sondern die Aufgabe des biologischen Geschlechts und wie für die Rechte gekämpft werde. Sie sprechen von Verrat. Davon, dass es Homosexualität nicht mehr geben wird durch die Aufgabe der biologischen Geschlechter.

Wer oder was ist Queer? Nicht wenige fragen sich das und lehnen daher das Label ab. Sie sehen darin nichts anderes als ein Sammelbecken für die Legitimation von Fetischen und immer neuen Sexualitäten, die sich unter dem Schutzschirm „Queer“ versammeln, um sich zu schützen. Ein weiteres Phänomen ist sichtbar und sorgt zusätzlich für Verärgerung: Heterosexuelle Menschen entdecken Sexualitäten für sich und freuen sich, dadurch Teil von Queer zu sein. Viele begrüßen das und freuen sich darüber, dass starre Muster aufgebrochen werden. Andere wiederum sehen ihre aufgebauten Schutzräume bedroht, nachdem jede und jeder mit dem richtigen „Label“ sich Zutritt verschaffen kann.

Homophobie 2.0? Für diese Frage ist es wichtig zu wissen, dass diese Diskussion ausschließlich in den sozialen Netzwerken geführt wird. Dennoch findet sie Erwähnung, weil viele darin den endgültigen Bruch innerhalb des Regenbogens sehen. Auf Twitter kocht die Diskussion regelmäßig hoch. Grund hierfür ist, dass es Individuen gibt, die insbesondere Lesben und Schwule verurteilen, wenn sie Nein zu transidenten Frauen und Männern sagen. Sie sagen, dass die Identität maßgeblich ist und nicht das biologische Geschlecht. Begriffe wie „Genitalfetischisten“ wurden verbreitet. Viele wendeten sich daraufhin ab. Der Begriff „Homophobie 2.0“ war geboren. Insbesondere lesbische Frauen (ein Teil) sehen sich genötigt Transfrauen zu begehren und verurteilen das auf schärfste. Dies Vorwurf wird vehement zurückgewiesen. Niemand werde zu irgendetwas genötigt. Es werden Lügen kreiert. In Wahrheit ginge es darum andere auszuschließen. Diese ganze Diskussion ist eigentlich völlig irrelevant. Niemand hat das Recht, andere zu verurteilen aufgrund seine/r sexuellen Präferenz. Dafür wurde lange gekämpft. Abgewiesen zu werden stellt noch keine Diskriminierung dar auch wenn Gefühle verletzt werden. Eine unnötige Diskussion, die dazu führte, alles eskalieren zu lassen. In diesem Zusammenhang wurden wieder neue Begriffe verbreitet: „Same Sex Attracted“ und „Same Gender Attracted.“

TERF vs. TRAs. Zwei Gruppen haben sich gebildet in Bezug auf das Selbstbestimmungsgesetz. TERF auf der einen Seite und TRA auf der anderen. TERF („Trans-ausschließender radikaler Feminismus“) sind Frauen und ihre Unterstützer:innen die das Gesetz kategorisch ablehnen. Auf der anderen Seite sind die TRA („Trans radikaler Aktivismus). So werden die Befürworter:innen bezeichnet. Ob radikal oder nicht ist unerheblich. Genauso wenig spielt es eine Rolle, welchen Hintergrund er oder sie hat. Jede und jeder kann TERF oder TRA sein. Transfrauen und -Männer sehen sich mit einer massiven Gegenbewegung zum Selbstbestimmungsgesetz konfrontiert und realisieren, dass nicht wenige es kategorisch ablehnen und sich organisieren, um es zu verhindern. Sie klagen über Verunglimpfungen, Beleidigungen, das Absprechen von Frau- oder Mannsein und eine Ablehnung von Transmenschen generell. Frauen wiederum sehen sich einer beispiellosen Hasswelle gegenüber. Ihre Schutzräume werden aufgegeben und das Wort „Frau“ existiert in naher Zukunft nicht mehr. Die Hilflosigkeit nichts aufhalten zu können verstärkt die Wut.

Wer die Debatten verfolgt wird feststellen, dass TERF und TRA tatsächlich verwendet wird, den eigenen Hass auf die andere Gruppe zu legitimieren. Ein Zusammenkommen scheint derzeit absolut nicht möglich. Die Ampelkoalition hat keinerlei Interesse, dazu irgendeinen Kompromiss zu finden, um beide Seiten zu befrieden. Kritik daran wird abgeblockt. Zumindest einen Nenner gibt es: Nicht wenige sehen den Gesetzentwurf von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN verantwortlich für die Auseinandersetzung zur Reform des Transsexuellen Gesetzes. Einer der Vorwürfe ist, dass die Partei Vertreterinnen von Frauenrechtsorganisationen nicht eingebunden hat und Kritik an dem Gesetzesentwurf als Transfeindlich abgetan wird. Nun, so scheint es, müssen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN liefern, alles andere wäre eine Riesen-Enttäuschung der Trans- und Queeren Gemeinschaft gegenüber. Kritiker:innen setzen nun große Hoffnungen auf das Bundesverfassungsgericht. Nicht wenige sind überzeugt, dass das Selbstbestimmungsgesetz nicht der Verfassung entspricht. Urteile des Bundesverfassungsgerichts sind aber eine wesentliche Argumentation für das Gesetz.

EMMA vs. Tessa Ganserer.
Ein Artikel der EMMA eskalierte völlig. Dieser beschäftigte sich mit der Frage, ob es rechtmäßig sei, dass Tessa Ganserer einen Frauenquotenplatz beansprucht. Für viele ist die EMMA transfeindlich und für andere wiederum das „letzte“ Medium, das für die Frauen spricht und sich nicht einer vermeintlich „richtigen“ Meinung beugt. Nach der Veröffentlichung gab es Zahlreiche Solidaritätsbekundungen für Tessa Ganserer und die Frage, ob Tessa Ganserer eine Frau ist oder nicht, erhitzte die Gemüter. Die Diskussion ebbte ziemlich schnell ab und beide Seiten sahen sich bestätigt bezüglich ihrer Meinung. Am Ende war es eine Vorwegname der Diskussion, was als Geschlecht gilt, das biologische oder die Identität. Einen wesentlichen Unterschied gab es aber dennoch: Diesmal „mischte“ die AfD in der Diskussion mit und umgehend wurde der EMMA und allen Kritiker:innen der Vorwurf gemacht, rechte Ansichten zu vertreten. Umgehend kamen die Reaktion. Es sei eine Schande der demokratischen Parteien, dieses Thema der AFD zu überlassen. Der Vorwurf ist einzig und alleine Mittel zum Zweck jede Kritik zu unterbinden. Den Vorwurf der Transfeindlichkeit verbittet man sich. Es wäre nicht automatisch transfeindlich, die Biologie als Realität zu benennen und seine Meinung zu sagen. Als auch noch PersiaX, eine sehr erfolgreiche Transsexuellen-Youtuberin öffentlich verlautbarte, dass Tessa Ganserer keine Transfrau sei, war die Verwirrung komplett.

Weltfrauentag vs. FLINTA* Tag. Große Aufregung herrschte am diesjährigen Weltfrauentag. Es wurde gefordert, diesen umzubenennen in den „FLINTA Tag“. Hintergrund ist, dass nicht „nur“ Frauen betroffen sind, sondern auch andere Gruppen von marginalisierter Gewalt. Viele reagierten empört und sehen sich darin bestätigt, dass das Wort „Frau“ aus dem Sprachgebrauch verschwindet und der Frauenhass keine Grenzen mehr kennt. Es dauerte nicht lange, und in den sozialen Netzwerken wurden Bilder von Auswahlmöglichkeiten in Bezug auf das Geschlecht verbreitet. Zur Auswahl gab es „FLINTA“ und Mann. Frau hingegen fehlte. Weiterhin wird kritisiert, dass es bereits Tage für diverse Gruppen gibt und es keinerlei Grund gibt, den Weltfrauentag zu ersetzen. Angeheizt wird der Streit durch Begrifflichkeiten wie „menstruierende Wesen“ oder Berichte über schwangere Männer.

No Debate + Cancel Culture vs. Free Spech. „No Debate is over“ ist ein allgemeines Credo und häufig zu lesen in den sozialen Netzwerken. Ursprung des Ganzen waren weltweite Bestrebungen, jede Diskussion zum Themenkomplex „Gender“ zu unterbinden und die Cancel Culture Debatte war entbrannt. Wie weit das der Wahrheit entspricht, ist nicht einfach zu beantworten. Längst gibt es aber Bestrebungen, der Cancel Culture entgegenzuwirken. Der Vorwurf, eine Debatte oder Diskussion sei nicht möglich stimmt nicht. Alleine schon die tausenden Tweets jeden Tag auf Twitter bestätigen dies. Eines gilt grundsätzlich: Wer seine Meinung öffentlich verkündet, die der muss die Reaktionen aushalten können und sich bewusst sein, dass es Konsequenzen haben kann. Nicht wenige Freundschaften zerbrechen daran.

Pro & Contra zum Selbstbestimmungsgesetz. Alle erwarten den Höhepunkt der Diskussion, wenn der Referentenentwurf zum Selbstbestimmungsgesetz veröffentlicht wird. Das Selbstbestimmungsgesetz umfasst mehrere Bereiche, und jeder davon stellt einen eigenen Konflikt dar, wie z.B. die Rechtmäßigkeit des Offenbarungsverbotes. Hintergrund ist die Abschaffung des Transsexuellen-Gesetzes und eine neue Regelung zur Anerkennung von transidenten Menschen. Der Hauptstreit betrifft aber nicht den Eintrag im Personenstandsregister als solches. Es geht darum, welche Konsequenzen es haben könnte, wenn sich jede und jeder per Sprechakt zum anderen Geschlecht erklären kann. Hauptsorge der Gegner:innen ist, dass Schutzräume für Frauen und Mädchen obsolet werden, weil es keinerlei Maßnahmen gibt, einem möglichen Missbrauch vorzubeugen. Sie befürchten, dass sich Männer mit bösen Absichten Zugang zu den Schutzräumen erschleichen könnten und diese dadurch faktisch nicht mehr existieren. Befürworter:innen hingegen lehnen diese Argumente ab. Sie dienten als Vorwand, um Transfrauen grundsätzlich auszuschließen und in Wahrheit gehe es darum, dass sie als Frauen nicht anerkannt werden. Zudem sind auch Schutzräume für Transfrauen dringend erforderlich, weil sie genauso wie Frauen von Gewalt bedroht sind. Transmänner hingegen kommen in der ganzen Diskussion nicht vor.

Weitere Themen betreffen z.B. die Frage, ab wann der Einsatz von Pubertätsblockern gerechtfertigt ist oder bspw., ob Transfrauen einen körperlichen Vorteil gegenüber biologischen Frauen haben und ihre Teilnahme bei sportlichen Wettkämpfen unfair ist. „Hassgesetz“, Identität in das Grundgesetz, Änderung des Konversationsgesetzes sind die nächsten Vorhaben und Streit darüber ist vorprogrammiert.

Gerade in den sozialen Netzwerken tobt ein verbaler Krieg und die gegenseitige Verachtung steigt. Vereinzelte Forderungen werden laut, die andere Seite auszulöschen. Es bleibt nur zu hoffen, dass im realen Leben diese aufgestaute Wut nicht in körperliche Gewalt mündet. Die ersten fragen sich, wer Schuld hat. Schuld ist ein großes und mächtiges Wort und diese Frage kann derzeit nicht beantwortet werden. Die Bezeichnung „Entwicklung“ passt in diesem Zusammenhang besser. Die Situation hat sich entwickelt und jetzt, da viele realisieren, was das für sie persönlich bedeutet, werden die Stimmen laut. Wer dennoch den Schuldigen sucht, der könnte Twitter als Verursacher ansehen und das Verhalten von Unterstützern. Bekannt auch als „Allys“. Twitter ist das Medium der Auseinandersetzung und ermöglicht erst diese Art von Diskussionen gespickt mit Hasssprache. Gerade Twitter zeigt die Rolle der Unterstützer auf. Persönlich betrifft sie das Thema nicht, sind weder Trans noch Feminist:innen. Sie verstehen die Thematik nicht und können noch nicht einmal die Grundbegriffe erklären. Vergreifen sie sich aber regelmäßig im Ton und heizen die Stimmung auf.
Es ist dringend Eile geboten, dass sich Menschen zusammenfinden, die an Lösungen interessiert sind und nicht einseitig ihre Agenda durchsetzen wollen. Vereinzelte Feminist:innen, Queere, LGB und Trans versuchen, die Mitte zu präsentieren und das Hervorzuheben, was wichtig ist, das Gemeinsame. Dies stellt sich aber zunehmend als schwierig heraus. Sie werden aufgerieben in ihrem Einsatz zu versöhnen und Kompromisse aufzuzeigen. Beides wäre möglich, aber nicht in einer Stimmung, in der ausschließlich die Emotion und die Agenda zählt.

Ist es nicht möglich Kompromisse zu finden? In Deutschland werden fast 300 Meter hohe Wolkenkratzer gebaut, Tunnel auf dem Grund der Ostsee gebaggert und neue Flughäfen eröffnet. Ist es so schwierig, Schutzräume so zu bauen, dass sie einerseits Schutzräume für alle bietet und anderseits Transmenschen das Leben in der Öffentlichkeit ermöglicht? Möglichkeiten gäbe es viele. Unisex für alle und so eingerichtet, dass die Gefahr von Übergriffen nahezu ausgeschlossen wird. Zusätzliche Toiletten für biologische Frauen und Transfrauen als eigene Schutzräume in öffentlichen Anlagen. Es gäbe Lösungen, wenn der Wille da ist. Alleine schon die Grundfrage in der Diskussion ist falsch. Es stellt sich doch eher die Frage, was wir tun können, damit sich alle wohl fühlen und nicht nur ein Teil. Wir leben in Zeiten von Vielfalt. Warum konzentriert sich alles ausschließlich auf Mann und Frau? Warum kann es nicht mehrere offizielle Geschlechter geben. Das Wort Frau muss nicht durch FLINTA ersetzt werden. Warum kann es nicht einen Weltfrauentag geben und einen FLINTA Tag?

Der Artikel ist fertig geschrieben und schon bahnen sich die nächsten Aufreger an. Alice Schwarzer veröffentlicht ein Buch zum Thema Transsexualität und J.K. Rowling hat getwittert. Hoffen wir darauf, dass bald wieder Frieden einkehrt. Zumindest in der Welt des Regenbogens wäre es schön. Die Energie des Kampfes kann dort eingesetzt werden, wo es nötig ist, gegen rechts. Das zukünftige Bauen von sanitären Anlagen sollte dem nicht im Weg stehen.

*FLINTA: Frauen, Lesben, Intersexuelle, Nicht-binäre, Transpersonen und Agender. Es gibt mehrere Definitionen und Hintergründe des Akronyms FLINTA. Eine einheitliche Definition hierüber gibt es nicht.

**Genderqueer: Dies bedeutet, das sich Menschen weder männlich noch weiblich lesen. Sie entziehen sich den binären Geschlechtern und der CIS-Heteronormativität. Eine einheitliche Definition hierüber gibt es aber nicht.

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